[Rezension] Heike Duken: "Wenn das Leben dir eine Schildkröte schenkt"

[Werbung/Rezensionsexemplar]

Ohne auch nur einmal kurz mit der Wimper zu zucken, hat es dieser Roman direkt in meine Top 3 für 2020 geschafft!

"Wenn das Leben dir eine Schildkröte schenkt" von Heike Duken war etwas völlig anderes, als ich ursprünglich erwartete - nämlich viel, viel besser. 


Cover, Titel und Klappentext lassen zunächst auf eine recht durchschnittliche Familiengeschichte schließen, ein Roman für zwischendurch, der nicht weiter stört oder beschäftigt. 

Weit gefehlt!

Bereits im ersten Kapitel wird klar, dass es hier um weitaus mehr geht, als um das auf der Rückseite des Buches angepriesene Familientreffen:

Es geht um Schuld, familiären Zusammenhalt, Geheimnisse und den immer unterschwellig wabernden Wunsch, geliebt zu werden. 

Diese Kombination scheint es in den besten Familien zu geben und genau das ist vermutlich auch der Grund, der diese Geschichte so authentisch macht. 

Eine Fehlgeburt, eine mehr als kritische Eltern-Kind-Beziehung, Probleme in der Schule, die erste große Liebe. Kapitel für Kapitel lernen wir die Familienmitglieder kennen, die alle ihr eigenes bleischweres Päckchen zu tragen haben, meistens heimlich, sodass niemand in Erfahrung bringen kann, wie das eigene Leben im Stillen vor sich hin (und weg) läuft. 

Die Jahre vergehen, die Geschwister Nele, Mattis und Karen gehen ihre eigenen Wege und haben nur wenig Kontakt, auch zu ihren Eltern Frieda und Heinrich. 

Als Oma Frieda jedoch eine Rundnachricht an alle sendet und mitteilt, dass Charly tot ist, machen sich die Familienmitglieder auf den Weg nach Hause. Beistehen, zusammenhalten, Gesicht wahren, Gesicht zeigen. 

Charly ist die Schildkröte der Familie und Symbol für alles Schöne und Schiefgegangene, für alle Streitereien und Versöhnungen, seitdem Heinrich den Kindern dieses Tier schenkte. 

Charly als Sinnbild, als Idee, als Spiegel der Familie, die mit ihrem eigenen Tod das Grundgerüst des eigenen Kreises im Kern erschüttert und Neues erschafft, weil alle zusammenkommen. 

Und es sind nicht nur die eigenen Päckchen, die von Bedeutung sind, sondern erstmals auch die der anderen, die die eigenen ein Stück weit leichter werden lassen. 

"Wenn das Leben dir eine Schildkröte schenkt" ist ein Roman voller Ehrlichkeit, Charme, Raffinesse und Seufzer-Momenten, gepaart mit einem wertschätzenden, ungezierten Schreibstil, der die psychologischen Feinheiten der Einzelnen gekonnt herausschält. 


Eckdaten

Ausgabearten: Hardcover (Halbleinen), eBook
Seitenanzahl: 272
ISBN: 978-3-8090-2713-3
Erscheinung in Deutschland: 04.11.2019
Preis: 18,00€ (Hardcover)

Klappentext
Eine Familie, die manchmal keine sein will, eine Schildkröte, die sie 40 Jahre begleitete und ein Geheimnis, das wohl oder übel ans Licht kommen muss ...

»Charly ist tot. Ich kann nichts dafür.« Mit diesen Worten lädt Großmutter Frieda die Familie in den Garten der alten Villa in Murnau zur Beisetzung ein. Charly, das war die Schildkröte der Familie, mit der vor über 40 Jahren alles begann. Denn Heinrich, der Großvater, der eigentlich gar nicht der Großvater ist, brachte Charly damals als Geschenk mit für die Kinder von Frieda, in die er sich gerade verliebte. Doch dass Heinrich auch Geheimnisse mitbrachte, die er länger hüten würde, als Charly am Leben sein sollte, ahnte damals keiner. Und er ist nicht der einzige in diesem zusammengewürfelten Clan, der mit sich und seinen Mitmenschen zu kämpfen hat. Doch alle machen sich auf den Weg, um Charly die letzte Ehre zu erweisen. Es wird ein Tag, an dem alle etwas zu Ende bringen wollen und sich dennoch ein neuer Anfang entwickelt …

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