[Rezension] "Lass mich los" von Jane Corry

September 2000.

Lily ist eine frisch verheiratete Anwältin, die, gerade aus den wunderbaren Flitterwochen zurück, an einem Kriminalfall arbeitet, der ihre Karriere stark voranbringen wird. 


Die Liebe des Lebens gefunden, ein Job, der Spaß macht und finanzielle Sicherheit bietet. Ein wunderbares Leben, nicht wahr?


Doch hinter den Kulissen sieht die Welt ganz anders aus. Wie so oft! 
Lily kennt ihren Ehemann kaum, haben sie sich doch nur wenige Monate nach dem Kennenlernen das Ja-Wort gegeben. 
Doch wie kann man einem so charmanten Künstler schon widerstehen... Ein paar Spleens wird er sicherlich haben, doch nichts dramatisches, oder?

Der Alltag zieht schnell ein – und mit ihm der Stress, den eine junge Liebe kaum aushalten kann. 

Doch das ist nicht die einzige Fassade, hinter die wir blicken dürfen. 
Denn zusätzlich lernen wir auch die Nachbarinnen der beiden kennen: Francesca ist Italienerin und mit ihrer kleinen Tochter Carla nach Großbritannien gezogen. Während die alleinerziehende Mutter finanziell irgendwie versucht sich über Wasser zu halten, hat Carla mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Denn anders zu sein, bedeutet in diesem Alter nichts gutes. Und Carla ist anders – mit ihren dicken Augenbrauen, den dunklen Locken und dem europäischen Akzent.

Und alle vier haben ihre kleinen und großen Geheimnisse. 
Affären, Lügen, Alkohol oder die dunklen Kapitel der Vergangenheit. 


Erzählt ist der Roman aus der Sicht von Lily und Carla. Immer im Wechsel erfahren wir mehr über die Geschichten hinter den beiden Protagonistinnen und ihren Familien, bis diese zunächst voneinander unabhängigen Stränge zusammenführen – da Lily als „Babysitterin“ für Carla einspringt.


Wer an dieser Stelle denkt, dass es sich hier um einen durchschnittlichen Alltagsroman handelt, wird sich täuschen. Alle Fakten und Halbwahrheiten, die wir in der ersten Hälfte des Buches erfahren, werden im zweiten Teil des Roman eine Rolle spielen. DENN: Die zweite Hälfte spielt 12 Jahre später und ALLES wird einen Sinn ergeben.


In den letzten 100 Seiten nimmt die Story noch einmal richtig an Fahrt auf. Es folgt ein Cliffhanger nach dem anderen und hier kommen endlich die ersehnten Thrillerelemente zum Einsatz. Denn der Plot besteht fortan aus lebensbedrohlichen Entwicklungen, Urängste kommen zum Einsatz und subtile Andeutungen werden geschickt im Kopf in Unbehagen verwandelt.  

Wer sich jedoch einen durchgängig nervenaufreibenden Psychothriller mit Gänsehaut wünscht, ist hier nicht richtig. Doch das mindert in keinem Fall die Spannung, die Corry trotz dessen zu erzeugen weiß. 

Vielmehr liegt der Reiz dieses Buches in der Mischung von verschiedenen Genres. M.E. ist „Lass mich los“ nämlich eine Mixtur aus dem obig genannten Psychothriller, einem Entwicklungsroman (teils Coming of Age), sowie einem waschechten Liebesdrama. Dabei nimmt Corry aber Abstand zu jedwedem Klischee und beschränkt sich auf die ungeblümte, unschöne Seite der Medaille.  


Für mich war es das erste Buch dieser Autorin, aber definitiv nicht das letzte. Selten habe ich mich einer Geschichte so nah gefühlt. 

Die hervorragende Darstellung der Charaktere, der Plot, die Erzählstruktur... 

„Lass mich los“ ist m.E. ein rundes Werk, bei dem jedes Wort an der richtigen Stelle eingesetzt ist und eine ganz eigene Atmosphäre schafft. Du wirst nicht übersehen, wie clever die Autorin die Geschichte konstruiert hat, um alle Fakten und Geschehnisse am Schluss zu einem ganz großen Drama zusammenzufügen. 

Und genau das ist es, was mich an diesem Buch so begeistert. Die authentischen Charaktere gepaart mit dieser brillanten Erzählweise - es ist schlicht unmöglich, NICHT das Gefühl zu bekommen, man würde die Figuren persönlich kennen. 


Aus diesem Grund vergebe ich (Trommelwirbel!) 10 von 10 Krönchen. 
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Titel: "Lass mich los"
AutorIn: Jane Corry
Verlag: DIANA (Random House)
ISBN: 978-3-453-35938-3 (Taschenbuch)
Varianten: Taschenbuch mit Broschur oder eBook
Veröffentlichung: 13.11.2017
576 Seiten
Preis: 10,99€ (TB)
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Dieses Buch ist ein Rezensionsexemplar. Vielen Dank an den Verlag!

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